Herausragend – weitere Münzfunde rund um den Adlerberg bei Pratteln BL
Quelle: Archäologie Baselland
2019 wurde auf dem Adlerberg bei Pratteln ein Schatz mit 294 römischen Silbermünzen entdeckt. Nun kamen bei gezielten Suchgängen im Umfeld zahlreiche weitere Münzen zum Vorschein. Sie decken einen Zeitrahmen von den Kelten bis in die Neuzeit ab. Zusammen mit zahlreichen gleichzeitig entdeckten mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen unterstreichen die Münzfunde die besondere Stellung des Hügelzugs. Verkehrstechnisch günstig zwischen Rhein- und Ergolztal gelegen und weithin sichtbar, besass der Adlerberg quer durch alle Zeiten für die Menschen im wahrsten Sinn des Wortes eine herausragende Bedeutung.
Ein seltener keltischer Quinar und zusätzliche römische Münzen
Die älteste Neuentdeckung vom Adler ist ein keltischer Kaletedou-Quinar. Solche Silbermünzen sind zwar zahlreich im 2012 entdeckten Hort von Füllinsdorf BL vertreten. Zu etwas Besonderem wird das Stück aber durch den Schriftzug SVLA unter dem Pferd der Rückseite. Dieser weist eindeutig auf das römische Vorbild des Geldstücks hin: einen im Jahr 151 v. Chr. geprägten Denar des Publius Sula. Das macht diesen äusserst seltenen Typ quasi zum Ausgangspunkt und Vorbild für die gesamte weitere Kaletedou-Prägung (ca. letztes Drittel 2. Jh. bis 1. Drittel 1. Jh. v. Chr.), die geographisch sehr weitläufig und zahlenmässig sehr umfangreich war.

Einige römische Münzen gehören zum erwähnten Silbermünzen-Hort, der nun 304 Exemplare umfasst. In der Umgebung fanden sich noch weitere zeitgleiche Prägungen aus dem 1. und 2. Jahrhundert sowie ein kleines Ensemble von elf frühkaiserzeitlichen Kupfermünzen aus der Mitte des 1. Jahrhunderts. Auch Münzen des 4. Jahrhunderts wurden entdeckt. Die zahlreichen Münzfunde auf relativ engem Raum sind erstaunlich. In den meisten Fällen handelt es sich um absichtliche Deponierungen, entweder um Vermögen sicher aufzubewahren oder aus rituellen Gründen.

Früh- und hochmittelalterliche Ensembles
Auf dem ‹Horn› , rund zwei Kilometer südöstlich, wurden zudem zwölf unter Kaiser Ludwig dem Frommen (814–840) in den Jahren 822/823–840 geprägte Silbermünzen gefunden. Auch dieses Ensemble ist bislang für die Region einzigartig. Das Dutzend Denare entspricht im karolingischen Münzsystem exakt einem Schilling. Bildeten sie den Inhalt einer Börse oder waren sie abgezählt und als Rolle eingewickelt?

Doch damit nicht genug: Im Vorgelände der Burg Madeln lagen fünf mittelalterliche Silberpfennige, so genannte Brakteaten. Zwei wurden unter dem Basler Bischof Gerhard von Wippingen (1310–1325) geprägt, ein weiterer mit Hahn stammt wohl aus einer Münzstätte im Schwarzwälder Münstertal. Eine Prägung mit Löwenvorderteil wird der habsburgischen Grafschaft Laufenburg zugeschrieben, wie auch – mit Vorbehalten – das fünfte Stück, das ein Fabelwesen zeigt. Das kleine Ensemble, vielleicht eine Börse, ging wohl um 1320 verloren. Mit Sicherheit gehört es damit in die Nutzungszeit der Burg Madeln, die im späteren 13. Jahrhundert errichtet und beim Erdbeben von Basel 1356 völlig zerstört wurde.

Links
- Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Baselland: Ein hervorragender Hügelzug – weitere Münzfunde rund um den Adlerberg bei Pratteln